Das Internet birgt für Kinder viele Gefahren
Birgit Zwicknagel von den Computermäusen Stamsried riet Eltern, sich fachkundig beraten zu lassen statt mit Strafen zu drohen.
Dass Kinder im Internet und sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp, Snapchat und vielen anderen mehr unterwegs sind, ist ebenso eine Realität wie die Tatsache, dass viele Mamas und Papas in Sachen Internet nicht mit ihren Sprösslingen mithalten können. Und das, obwohl viele Programme altersbeschränkt sind und Smartphone oder PC-Zugang auf die Eltern eingetragen sind, die in der Regel für alles haften. Die in den digitalen Medien lauernden Gefahren und wie Eltern damit umgehen können beleuchtete die Medienexpertin Birgit Zwicknagel am Montagabend in der Aula der Doktor-Eisenbarth-Mittelschule in einem Vortrag, zu dem Rektor Werner Winderl zahlreiche Eltern und Lehrer der siebten Jahrgangsstufe begrüßen konnte.
Die Elterngruppe der siebten Jahrgangsstufe wurde bewusst ausgewählt, da die Jugendlichen dieser Altersgruppe augenscheinlich besonders sorglos und offensiv in den sozialen Medienangeboten unterwegs sind. Vermehrt werden hier in den Chatrooms auch rechtsextremistische und pornographische Inhalte ausgetauscht. Diese Jugendlichen und deren Eltern sind sich oft nicht bewusst, dass die Schülerinnen und Schüler kurz vor der Strafmündigkeit, die mit 14 Jahren eintritt, stehen. Deshalb waren auch in diesem Schuljahr die Workshops mit Frau Zwicknagel in den drei siebten Klassen angesiedelt.
„Ihre Kinder und Sie werden heutzutage im Netz wahrgenommen von Freunden, Verwandten, Nachbarn, Chefs, Kollegen, Lehrern, Mitschülern und leider auch von Straftätern“, stellte Zwicknagel in den Raum. Weiter stellte sie fest: „Die Neuen Medien beeinflussen Ihr Kind in allen Bereichen.“ „Anschrift, Schulart, Telefonnummer, Alter, Vorlieben und Gewohnheiten (z. B. Trainingsbeginn oder Lieblingslocation) sowie Standortprofile von Kindern haben nichts im Netz verloren“, warnte die Expertin. Aus solchen Angaben können Straftäter unter falschen Identitäten insbesondere mit pubertierenden Jugendlichen Kontakte knüpfen und Vertrauen aufbauen.
„Reden Sie offen mit Ihrem Kind über die Gefahren im Internet, so dass es am Ende die Sicherheit hat, jederzeit mit Problemen zu Ihnen kommen zu können, ohne Strafen befürchten zu müssen“, appellierte Zwicknagel an die Eltern. Kontraproduktiv sei auch, Handy- oder Internetverbote anzudrohen.
Bei der Einstellung von Profilbildern und Posts solle jedem jungen Menschen bewusst sein, dass Bewerbungen heutzutage in der Regel im Internet abgecheckt werden und unter Umständen ein gutes Zeugnis entwerten können. Wenn jemand Logos oder Produkte von mehr oder weniger bekannten Unternehmen, z. B. in seinem Profilbild, mit abbildet, könne das teuer werden. Ein Appell, mit Kinderfotos kritisch umzugehen, galt auch den Erwachsenen. In Portalen wie Facebook, Instagram oder Snapchat werden täglich über eine Milliarde Fotos hochgeladen und geteilt. Rechtlich zulässig ist die Veröffentlichung nur, wenn abgebildete Personen ab 14 Jahren der Veröffentlichung zugestimmt haben.
Zwicknagel riet, regelmäßig die Inhalte auf dem Smartphone oder Tablet seines Kindes anzusehen und auch nachzufragen, woher die Inhalte, zum Beispiel einer WhatsApp-Gruppe, stammen. Sie empfahl, feste Regeln für Kind und Eltern aufzustellen, was geht und was nicht. Cybermobbing sei kein Kavaliersdelikt und es sollten die Schule informiert und schwerwiegende Fälle zur Anzeige gebracht werden.
Etliche Onlinespiel oder Portale wie YouTube sind „Zeiträuber mit Suchtpotenzial“, so Zwicknagel. Deshalb sollten dafür feste Zeiten sowie medienfreie Tage vereinbart und konsequent eingehalten werden. Spielzeiten am Stück sollten eine Stunde nicht überschreiten und wenigstens von einer oder zwei Pausen unterbrochen werden. Lernen und Medien passen nicht zusammen. Eine Stunde vor dem Schlafengehen keine visuellen Medien (TV, Smartphone, Tablet) mehr erlauben, war ein weiterer Tipp.
Abschließend betonte Zwicknagel, dass Internet „grundsätzlich gut und hilfreich ist und Spaß macht“. Böse seien nur Menschen, die das Internet missbrauchen. Sie empfahl insbesondere Eltern mit wenig Erfahrung mit digitalen Medien, sich fachkundig beraten zu lassen und sich nicht zu scheuen, Hilfen anzunehmen. Frau Zwicknagel machte das Angebot, dass die Ansprechpartner der „Computermäuse" Eltern und Schülern bei Problemen gerne weiterhelfen (computermausverein@t-online.de).

Cybermobbing ist kein Kavaliersdelikt und es sollte die Schule informiert und schwerwiegende Fälle müssten zur Anzeige gebracht werden.

Die in den digitalen Medien lauernden Gefahren und wie Eltern damit umgehen können beleuchtete die Medienexpertin Birgit Zwicknagel von den Computermäusen Stamsried.